die unaufhörlichen Angriffe der Kosaken lichteten die Reihen. Napoleon eilte auf einem Schlitten den Trümmern seines Heeres voraus nach Paris. Bayern hatte zu die)ent Felbzuge 30000 Mann gestellt. Nur etwa 3000 sahen ihre Heimat roieber. • Den: Anbeuten der Gefallenen ließ spater König Ludwig einen Obelisken in München errichten. „Auch sie starben für des Vaterlanbs Befreiung", sagt uns eine Inschrift baran.
Mit dem Rückzug Napoleons aus Rußlaub begauu in Deutschland angefacht bnrch Preußen und Österreich, jene mächtige Erhebung des ganzen Volkes, die unter dem Namen der Freiheitskriege bekannt ist. Auch Bayern blieb nicht zurück. Der eifrigste Förberer des Freiheitsgebankens war Kronprinz Ludwig; am 8. Oktober 1813 kehrte Bayern im Vertrage zu Rieb zu seinen beutscheu Brüberu zurück und wendete Napoleon den Rücken.
Wieber staub nun ein ganzes Volk zornentflammt gegen den Eroberer. Das ganze beut)che Volk war es, ein weit zahlreicheres, als bamals die Tiroler. Jünglinge, Männer, Greise eilten zu den Fahnen; alle waren bereit, zu siegen ober zu sterben. Die Völkerschlacht bei Leipzig am 16., 18. und 19. Oktober 1813 brach Napoleons Macht. Zwar konnten die Bayern an die)ent Ehrentage des deutschen Volks nicht teilnehmen; aber bet bayerische General Wrebe versuchte kurze Zeit beimach, dem fliehenbett französischen Heere bei Hauau bett Rückzug abzuschueibeu. Die Zahl bet Bayern war zu gering, als daß dieser kühne Gebauke gelingen konnte.
Nun zogen die Verbüubeteu nach Frankreich. Die Bayern leisteten mehrmals Erstaunliches an Tapferkeit. So bet Brienne (spr. Bri-erm) und an der Aube (spr. Ohb), einem Nebenfluß der Seine (spr. Sahn). Schon im Frühling 1814 zogen die Deutschen in Paris ein. Napoleon mußte der Krone entsagen und sich mit der kleinen Insel Elba, nahe der Westküste Mittelitaliens, begnügen. Bayern einigte sich mit Österreich babitt, beiß es au basselbe Tirol, Salzburg und das Jrmviertel wiebet abtrat, bafür aber Würzburg mit Gebiet, Aschaffeuburg und die Rhein-pfalz erhielt.
Wähtenb ein Kongreß (eine Versammlung) der Fürsten und bet Vertreter der Nationen in Wien tagte, bet die europäischen Verhältnisse orbnen wollte, war Napoleon plötzlich wieber nach Frankreich gekommen (1815) uttb hatte in ganz kurzer Zeit ein Heer ausgerüstet. Bei Waterloo, nicht weit von Brüssel, griff er das englische Heer au. Schon neigte sich der Sieg auf seine Seite. Da erschien in der höchsten Not das durch schlechte Wege ausgehaltene Heer des preußischen Felbmatschalls Blücher. Nun war Napoleon verloren. Sein Heer würde vvllstänbig besiegt. Zum zweitenmal würde Paris eingenommen. Napoleon versuchte zu fliehen, würde aber gefangen genommen uttb auf die einsame Felfettinsel St. Helena
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102
§ 94. Die Befreiungskämpfe 1813.
ein Volksheer (allgemeine Wehrpflicht) geschaffen hatten, geschah kühn der erste Schritt. Es trennte sich nämlich Generala ork von der Armee Napoleons und schloß mit den Rnssen einen Neutralitätsvertrag 1812. Bald eilten auf den Ruf des Königs Friedrich Wilhelm Hi. 1813 alle streitbaren Männer herbei, um „mit Gott für König und Vaterland" zu kämpfen, und zugleich ward ein Schutz- und Trutzbüub-uis mit Rußlaub abgeschlossen.
2) Der Krieg bis zum Waffen still staube. Napoleon eilte nun mit einem rasch gesammelten Heere nach Dentschlanb und siegte 1813 bei Großgörs che u (Lützen) und bei Bautzen über das preußischrussische Heer. Jetzt kam es zu einem Wassenstillstanbe; boch führte derselbe, da man bei Napoleon auf hartnäckigen Trotz stieß, zu keinem Frieden, und nachdem sich auch Österreich, Schweden und England an Preußen und Rußland angeschlossen hatten, wurde der Krieg fortgesetzt.
3) Der Krieg nach dem Waffenstillstände. Napoleon verfügte nunmehr über 400,000 Streiter, die Verbündeten waren ihm vorerst nur wenig überlegen. Sie umschlossen Napoleon, der seine Streitkräfte um Dresden gesammelt hatte, im Halbkreise: im Süden stand das böhmische Heer unter Schwarzenberg, im Osten das schlesische unter Blücher, bei Berlin die Nordarmee unter Berna-dotte, dem schwedischen Kronprinzen.
Der französische Marschall Ondinot griff auf Napoleons Befehl die letztere an, erlitt aber bei Groß beeren gegen den preußischen General Bülow eine Nieberlage. Am 26. August 1813 siegte ferner Blücher ein der Katzbach über Macbonalb. Dagegen schlug Napoleon einen gleichzeitig erfolgten Angriff der böhmischen Armee bei Dresben zurück.
Um den Einbruck der Nieberlageit seiner Felbherren abzuschwächen, beschloß Napoleon, die Norbarmee abermals anzugreifen, und betraute mit dieser Aufgabe seinen allzu sicheren Marschall Ney. Derselbe würde aber bnrch Bülow bei Bennewitz geschlagen.
Da jetzt die schlesische Armee und die Norbarmee über die Elbe gingen, so zog sich Napoleon nach Leipzig zurück nnb warb hier in der großen Völkerschlacht 16. und 18. Oktober 1813 so ent-scheibertb geschlagen, daß er eilig nach Frankreich flüchten mußte. Auf dieser Flucht warf er die Bayern unter Wrebe, der ihm den Rückzug abfchneiben wollte, bei Hanau zurück.
Folgen: Der Rheinbunb warb jetzt aufgelöst. Dem Kaiser Napoleon bot man Frankreich in feinen natürlichen Grenzen an. Als er aber biefe Vorschläge stolz zurückwies, ba faßten die Verlmnbeten den Entschluß, in Frankreich einzurücken.
4) Die Verbünbeu in Frankreich 1814. Fast gleichzeitig gingen brei Heere der Verlmnbeten unter Schwarzenberg, Blüch er (in der Neujahrsnacht auf 1814) und Bülow an verschobenen Stellen über den Rhein. Um eine Vereinigung dieser Armeen zu uerhinbern,
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Ho § 100. Der deutsche Krieg 1866.
Hannover und Kassel (der Kurfürst als Staatsgefangener nach Stettin), verhinderte die Vereinigung der hannoverschen Armee mit den 8. Bundescorps unter dem Prinzen Alexander von Hessen und vereitelte ebenso die versuchte Verbindung mit dem 7. Bundescorps unter dem Prinzen Karl von Bayern durch die blutige Schlacht bei Langensalza, welche zur Kapitulation der Hannoveraner führte.
Der Hauptschauplatz des Krieges war das östliche Böhmen, wo die Österreicher ihre „Nordarmee" unter Benedek ausgestellt und sich mit den Sachsen unter dem Kronprinzen Albert vereinigt hatten (ca. 270,000 M.). Die Preußen (ca. 280,000 M.) rückten, den Anordnungen des Generalstabschefs von Moltke gemäß, von drei Seiten nach Böhmen vor: a) durch das Elbthal unter Herwarth von Bittenfeld; b) durch die Lausitz unter Prinz Friedrich Karl (erste Armee); c) durch Schlesien unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm (zweite Armee). Nach siegreichen Gefechten einzelner Corps (Steinmetz bei Skalitz) erschien König Wilhelm selbst im Hauptquartiere zu Gitschiu, und unter seiner persönlichen Leitung erfolgte dann am 3. Juli der Hauptangriff auf die Österreicher und Sachsen bei Königgrätz zunächst durch den Prinzen Friedrich Karl, der bis zum Mittag der gesamten österreichischen Macht gegenüber Stand hielt, bis der Kronprinz auf dem Schlachtfelde erschien und durch Einnahme der österreichischen Hauptstellnng auf den Höhen von Chlnm den Sieg entschied.
Während die siegreiche Armee gegen, Wien vorrückte, traf die überraschende Nachricht ein, der Kaiser von Österreich habe, trotz des Siegs seiner „Südarmee" unter dem Erzherzog Albrecht bei Custozzo (24. Juni), ganz Venetien dem Kaiser Napoleon abgetreten und sein Heer aus Italien abberufen, um es gegen die Preußen zu verwenden. Aber noch ehe ein letzter Hauptkampf begann, kam unter französischer Vermittlung der Waffenstillstand zu Nikolsburg zu stände, dem der Definitivfriede zu Prag (23. August) folgte. Österreich trat jetzt aus dem deutschen Bunde aus, willigte in die Gründung eines norddeutschen Bundes durch Preußen, wie in die Annexion von Schles-wig-Holstein, Hannover, Hessen-Cassel, Nassau und Frankfurt und trat Venetien an Italien ab. Die Verhältnisse der deutschen Staaten südlich vom Main zum norddeutschen Bunde sollten durch besondere Verträge geregelt werden.
Nach der Kapitulation der hannoverschen Armee suchte General Vogel von Falkenstein die süddeutschen Bundestruppen über die Mainlinie hinauszudrängen. Er schlug die Bayern bei Kissingen und Hammel bürg (10. Juli). Nachdem Prinz Karl über den Main zurückgegangen war, warf sich Vogel von Falkenstein sofort auf das 8. Buudeskorps. Dem Siege Göbens bei Aschaffenburg folgte der Einzug in Frankfurt a. M., von wo der Rest des Bundestags nach Augsburg geflohen war. Als dann Vogel von Falkenstein nach Böhmen abberufen ward, bekam General Manteuffel den Oberbefehl, drängte die Württemberger bei Tauber bisch ofsh eim zurück und machte die endlich erfolgte Vereinigung der beiden Bundescorps
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Extrahierte Ortsnamen: Kassel Stettin Langensalza Sachsen Sachsen Wien Italien Nikolsburg Hannover Hessen-Cassel Nassau Frankfurt Italien Main Kissingen Main Aschaffenburg Frankfurt_a._M.
§ 95. Napoleons Rückkehr und Untergang. 103
drängte Napoleon zunächst das Heer Blüchers zurück, dann schlug er auch die Armee Schwarzenbergs, worauf eine kurze Waffenruhe folgte.
Nach vergeblichen Friedensunterhandlungen ward aber der Krieg von den Verbündeten energisch weitergeführt, die nun Sieg auf Sieg erfochten und Paris besetzten. Jetzt ward Napoleon durch Beschluß des Senats abgesetzt und von den Verbündeten nach Elba verwiesen.
König Ludwig Xviii. (1814—1824), ein Bruder des hingerichteten Königs, bestieg nun den französischen Thron und unterzeichnete den ersten Pariser Frieden 1814, in welchem Frankreich die Grenzen von 1792 und die geraubten Kunstschätze behielt und keine Kontribution zahlte.
§ 95.
Napoleons Rückkehr und Untergang.
Um die verwirrten Zustünde Europas wieder zu ordueu, wurde am 1. Novemb er 1814 ein Kongreß zu Wieu eröffnet, auf welchem isu ganz Europa vertreten war. Weil man sich aber hier wegen der zukünftigen Verfassung Deutschlands und wegen der sächsischen und polnischen Frage nicht einigen konnte, und weil man ferner in Frankreich mit der Bourbouischeu Regierung unzufrieden war: so kehrte der von allem genau unterrichtete Kaiser plötzlich von der Insel Elba nach Frankreich zurück 1. März 1815 und wurde dort mit Jubel1815 empfangen. Die Nachricht von dieser Rückkehr stellte die Einigkeit ans dem Kongresse rasch her, und es ward nun die deutsche Buudes-akte, wodurch Deutschland ein Staatenbund aus 39 souveränen Staaten wurde, und die Kongreßsch lnßakt e unterzeichnet.
Territorialbestimmungen: 1) Österreich erhielt die Lombardei,
Venetien, die illyrischen Provinzen, Galizien; Tirol, Salzburg und das Jnnviertel.
2) Preußen bekam für die an das „Königreich" Hannover und an Bayern abgetretenen Gebiete die größere Hälfte von Sachsen, schwedisch Pommern, Jülich und Berg, die ehemaligen Kurstaaten Trier und Cöln und von seinen früheren Gebieten Preußen und Posen. 3) Bayern erhielt Würzburg und Afchaffenburg für die an Österreich abgetretenen Länder und bekam die Pfalz links vom Rhein zurück.
Es wurde die dritte deutsche Macht. 4) Ru ßland erhielt den größten Teil des Großherzogtums Warschau als Königreich Polen. 5) Holland und Belgien wurden zum Königreich der Niederlande vereinigt. 6) Die Schweiz wurde als neutraler Freistaatenbund erklärt. 7) In Spanien, Portugal und in den meisten italienischen Staaten wurden die früheren Zustände wieder hergestellt. Eugen Beauharnais erhielt Eichstätt mit dem Titel eines Herzogs von Leuchtenberg.
Napoleon machte zwar die friedlichsten Versprechungen. Aber die Mächte glaubteu den Worten Des Ruhestörers nicht und schickten ihre Heere abermals gegen Frankreich. Um die Vereinigung der Nordarmee unter Wellington und Blücher zu hindern, warf sich Napoleon auf letzteren und drängte ihn am 16. Inni 1815 bei Ligny noch ms hartem Kampfe zurück. Dann griff er am 18. Juni 1815 bei Waterloo auch Wellington an. Dieser schlug aber die furchtbarsten Angriffe des übermächtigen Gegners mit bewunderungswürdiger Zähigkeit zurück, bis endlich Blücher im Rücken des Feindes erschien und den Sieg entschied. Das französische Heer ergriff die Flucht und eilte auf Paris zu.
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Schwarzenbergs Paris Elba Frankreich Napoleons Europas Europa Deutschlands Frankreich Elba Frankreich Deutschland Venetien Galizien Salzburg Hannover Sachsen Posen Afchaffenburg Rhein Großherzogtums_Warschau Polen Holland Belgien Niederlande Spanien Portugal Frankreich Wellington Wellington Paris
§ 101. Der deutsch-französische Krieg. 111
durch die Siege bei Helmstadt, Uttingen und Roßbrunn unwirksam. Nachdem auch Würzburg und Nürnberg, letzteres durch deu Großherzog von Mecklenburg, besetzt waren, kam ein Waffenstillstand zu stände, welcher den Krieg auf dem westlichen Schauplatze beendigte. Diesem folgten Friedensschlüsse mit Württemberg, Baden, Bayern und Hessen-Darmstadt, welche Staaten ein Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen abschlössen und durch ein Zollparlament mit dem Nordbunde in Berührung traten.
3) Bildung des norddeutschen Bundes. Im Jahre 1867 begann die (Konstituierung des norddeutschen Bundes, indem von einem ans direkten Wahlen mit allgemeinem Stimmrechte hervorgegangenen constituierenben Reichstage ein Verfassuugsentwurf genehmigt und von den Einzellandtagen bestätigt wurde. Derselbe bestimmt den König von Preußen als Bundespräsidenten mit dem Rechte, im Namen des Bundes Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, und erteilt ihm als Bundesfeldherrn den Oberbefehl über die gesamte norddeutsche Wehrkraft zu Land und zu Wasser. Ihm stehen Bundesrat und Reichstag als die gesetzgebenden Faktoren zur Seite. Die von ihnen beschlossenen Bnndes-gesetze gehen den Landesgesetzen voran und erstrecken sich über das Zoll-, Paß-, Post-, Eisenbahn-, Telegraphen- und Münzwesen, über Maß und Gewicht, Heimats- und Handelsrecht. Der Bundesrat wird durch die Vertreter der zum Nordbuude gehörigen Regierungen unter dem Vorsitze des Bundeskanzlers gebildet; der Reichstag geht aus allgemeinen und direkten Wahlen durch geheime Abstimmung hervor.
§ 101.
Der deutsch-französische Krieg in den Jahren 1870—71.*) Kaiser Withetrn I. und seine Wachfotger.
1. Hlrfcrche und ^eransaftung.
Es war eine wichtige Folge der sonst so beklagenswerten Ereignisse des Jahres 1866, daß sich durch den gleich darauf entstandenen norddeutschen Bund und dessen Verhältnis zu den Staaten Süddeutschlands die Einigung aller deutschen Stämme mehr und mehr vorbereitete. Ja fast schien es, als könne, trotz der Mißgunst der meisten Staaten Europas, auch der letzte Schritt gethan werden — da lenkte die Regierung des Kaisers Napoleon die Blicke des ehrsüchtigen, reizbaren französischen Volkes auf das nationale Vorschreiten in Deutschland. Durch einen siegreichen Krieg gegen Preußen hoffte der Kaiser die Rheingrenze zu gewinnen und die Aufmerksamkeit seiner Franzosen von der heillosen Wirtschaft im Innern abzulenken, vielleicht auch die im mexikanischen und im preußisch-österreichischen Kriege erlittenen moralischen Niederlagen vergessen zu machen.
Bald hatten der gewissenlose französische Minister Ollivier und sein Anhang einen Vorwand zum Kriege gefunden. An stelle der vertriebenen Bourbonischen Königin Jsabella war nämlich der Hohenzollern'sche
*) Nach einer Skizze des Realgymnasialrektors Krück.
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Extrahierte Personennamen: Withetrn_I. Napoleon Bourbonischen_Königin_Jsabella
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Mecklenburg Baden Bayern Hessen-Darmstadt Europas Deutschland
3. Periode, seit 1789. Iii. Abschnitt, 1848—1871. 229
Augustenburg auf Schleswig - Holstein, Preußen dagegen wünschte, diese Herzogtümer durch ein enges Bündnis an sich zu knüpfen und ließ Truppen in Holstein einrücken. Als nun der deutsche Bund auf Österreichs Antrag die Mobilmachung eines Heeres gegen Preußen beschloß, erklärte Preußen den Krieg, trat aus dem Bunde aus und führte dadurch die Auflösung des deutschen Bundes herbei (14. Juni 1866).
2. In dem Kriege zwischen Preußen und Österreich 1s66
waren die kleinen norddeutschen Staaten und das Königreich c?unf^nb Italien mit Preußen, dagegen Hannover,,, Sachsen, Kurhessen,Juli^Krieg Nassau und die süddeutschen Staaten mit Österreich verbündet, zwischen Sofort nach der Kriegserklärung besetzten die Preußen (16. Juni Preußen 1866) Sachsen, Kurhessen und Hannover. Die sächsische Armee zog sich nach Böhmen zurück, der Kurfürst von Hessen erm
wurde als Gefangener nach Stettin abgeführt, die hannöverische Armee mußte trotz ihres tapferen Kampfes gegen die preußischen Truppen (unter Manteuffel und Vogel von Falckenstein) bei Langensalza in Thüringen (27. Juni) kapitulieren, worauf der König von Hannover Georg V. sein Land verließ und sich nach Wien begab.
3. Der Entscheidungskampf erfolgte in Böhmen. Drei preußische Heere rückten nach Moltkes Kriegsplan in Böhmen ein (22. Juni): Die erste Armee unter dem Prinzen Frie d-rich Karl über Görlitz und Reichenberg, die zweite unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Schlesien aus, die dritte unter Herwarth von Bittenfeld durch das Elbthal. Nach einer Reihe von siegreichen Kämpfen der einzelnen Armeen vom 26.—29. Juni, wie bei Trautenau, Nachod, Gitschin zc., erfolgte die Vereinigung der drei preußischen Heere bei Gitschin.
König Wilhelm, der mit dem Grafen Bismarck, dem Kriegsminister Roon und dem Chef des Generalstabs Moltke beim 1860
Heere eingetroffen war, übernahm den Oberbefehl. In der o'
mörderischen Schlacht bei Königqriitz und Sadowa (zwischen Schacht
Elbe und Bistritz) errangen die Preußen einen glorreichen Sieg bei
über die Österreicher (unter Benedek) und Sachsen (3. Juli Kömg-
1866). grätz.
4. Nachdem bereits in Böhmen die Entscheidungsschlacht geschlagen war, bestand auch die preußische Mainarmee unter dem Oberbefehl des Generals Vogel von Falckenstein eine Reihe siegreicher Gefechte gegen die süddeutschen Armeen, näm-lich gegen die Bayern unter dem Prinzen Karl (bei Kissingen,
10. Juli) und das 8. Bundescorps unter dem Prinzen Alexander von Hessen (bei Aschaffenburg, 14. Juli). General
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Extrahierte Personennamen: Georg_V. Karl_über_Görlitz Karl Friedrich_Wilhelm_von_Schlesien Friedrich Wilhelm Herwarth_von_Bittenfeld Wilhelm Roon Moltke Benedek Karl_( Karl Alexander_von_Hessen Alexander
204 § 92. Neuere Geschichte, seit 1517 (1492) n. Chr.
bündet. In Frankreich wünschten alle Parteien den Krieg Als daher Kaiser Franz Ii. (1795—1806), der Sohn und Nachfolger Leopolds Ii., Entschädigung für die durch Frank-reicf) Beeinträchtigten Reichsstände forderte, erfolgte sofort die französische Kriegserklärung (1792). Ein preußisch-österreichisches Heer unter dem Oberbefehle des Herzogs Ferdinand von Braunschweig rückte in Lothringen und iu die Ehanipagne em, zog sich aber nach dem unentschiedenen Treffen bei Valmy (20. Sept. 1792) wieder zurück. Hierauf siegte der französische General Dnmouriez bei Jemappes (in Belgien) über die Österreicher (6. November 1792) und eroberte ganz Belgien. Em anderes französisches Heer unter Custine nahm die Reichsfestung Mainz (21. Oktober 1792) und besetzte Frankfurt * a. M., Worms und Speier.
Nach der Hinrichtung Ludwigs Xvi. bewog der englische Minister Pitt der Jüngere außer Österreich und Preußen auch tue meisten übrigen europäischen Mächte zum Beitritt zur (ersten) Koalition (Verbindung) gegen Frankreich (1793). Die Österreicher siegten bei Neerwinden (in Belgien, März 1793); die Preußen eroberten Mainz. Jetzt boten die Franzosen alle ihre waffenfähige Mannschaft auf und siegten über die Verbündeten bei Fleurus in Belgien (1794); unter Pi che gru eroberten sie auch Holland und machten es zur batavischen Republik (1795). Ver-179^ anlaßt durch Rußlands und Österreichsfeindselige Haltung in der pol-n. Chr. Een Teilungsfrage (§ 89, 5), schloß Preußen mit Frank-Friede zu reich den Separatfrieden zu Basel (1795): das nördliche Basel. Deutschland wurde für neutral erklärt und Preußen überließ seme Besitzungen jenseit des Rheins an Frankreich.
2. Die Franzosen unternahmen nun einen mehrfachen Angriff gegen Österreich. Zwei Rheinarmeen sollten durch Süddeutschland, eine italienische Armee durch Oberitalien und Tirol gegen Wien vorrücken. Erzherzog Karl, Bruder der Kaisers Franz Ii., drängte jedoch die französischen Generale Berna-dotte und Jourdan aus Franken über den Mittelrhein und den General Moreau aus Bayern über den Oberrhein zurück (1796). Ruhmvoller kämpften die Franzosen in Oberitalien, seitdem das Direktorium dem sechsundzwanzigjährigen Napoleon Bonaparte den Oberbefehl über die italienische Armee übertragen hatte. (Napoleon Bonaparte war geboren in Ajaccto aus Korsika am 15. August 1769; bei Erstürmung der von den Engländern und Royalisten besetzten Stadt Toulon i. I. 1793 zeichnete er sich durch Tapferkeit aus. Im Jahre 1796 vermählte er sich mit Josephine, Witwe des Generals Beauharnais.)
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Leopolds Lothringen Belgien Belgien Mainz Frankfurt Worms Frankreich Belgien Mainz Belgien Holland Basel Basel Deutschland Rheins Frankreich Oberitalien Wien Bayern Oberitalien Korsika Toulon
210 §• 94. Neuere Geschichte, seit 1517 (1492) n. Chr.
gegen den Bedränger. Um Preußens Aufschwung (seit 1807) machten sich am meisten verdient: der edelgesinnte Freiherr vom Stein, der aber, von Napoleon geächtet, Preußen verlassen mußte und nach Rußland ging (1809), und sein Nachfolger der Staatskanzler Hardenberg, beide durch Verbesserung der Gesetzgebung und eine freisinnigere Staatsverwaltung; General Schornhorst, unterstützt von Gneisenan, durch Reform des Heerwesens und Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Eine Reihe der edelsten Männer bestrebten sich, das Volk für die Befreiung des Vaterlandes zu begeistern, so Fichte durch seine „Reden an die deutsche Nation", Ernst Moritz Arndt durch Lieder und Schriften, der „Turnvater" Jahn u. a. Im Jahre des Aufstandes der Tiroler (1809) machten auch in Mittel- und Norddeutschland mehrere entschlossene Männer den vergeblichen Versuch, den Volkskrieg zu entzünden, so Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig - Öls, der von Schlesien aus mit seiner „schwarzen Legion der Rache" in Sachsen einbrach, jedoch bald zum Rückzug genötigt wurde, und der preußische Major Schill, der mit 600 freiwilligen Husaren aus Berlin auszog und in Stralsund nach hartnäckigem Kampfe siel (31. Mai 1809).
2. Da Kaiser Alexander I. sich weigerte, die Kontinentalsperre mit der von Napoleon geforderten Strenge zu haudhabeu,
1812 und Napoleon Oldenburg seinem Herzoge, einem Verwandten n. Chr. des russischen Kaisers, nicht zurückgab, so kam es zum franzö-^"^scherfisch-russischen Kriege (1812). Napoleon zog mit mehr als dl’s‘ einer halben Million Kriegern aus fast allen Ländern Europas nach Rußland und siegte bei Smolensk (17. August) und bei Borodino an der Moskwa (7. September) über die Russen. Als Napoleon (am 14. September) in Moskau seinen Einzug hielt, um hier zu überwintern, ließ der russische Gouverneur Rostopschin die bereits von den meisten Einwohnern verlassene Stadt in Asche legen. Die Friedensanträge Napoleons wies Kaiser Alexander I., beraten von dem Minister Freiherr vom Stein, entschieden ab. Daher trat Napoleon nach fünf Wochen den Rückzug an (18. Oktober), auf welchem er durch Hunger, furchtbare Kälte, Krankheiten und fortwährende Angriffe der Russen den größten Teil seiner,Armee verlor. Nach den entsetzlichen Verlusten bei dem Übergang über die Berefina (26.—28. November) löste sich das ganze Heer in regelloser Flucht aus, während Napoleon nach Paris vorauseilte, um dort einem Aufruhr zuvorzukommen und neue Rüstungen zu betreiben.
3. Die Befreiungskriege, 1813—1815. Noch während des Rückzuges der französischen Armee trennte sich der preußische General Jork von derselben und schloß mit dem
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Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Sachsen Berlin Stralsund Oldenburg Europas Smolensk Moskwa Moskau Napoleons Paris
3. Periode, seit 1789. I. Abschnitt, 1789—1815. 211
russischen General Diebitsch einen Neutralitätsvertrag zu Tauroggen (uordöstl. von Tilsit, 30. Dezember 1812). Der König von Preußen Friedrich Wilhelm Iii., allenthalben von den Franzosen umgeben, konnte zwar für jetzt diesen Schritt Jorks nicht genehmigen. Er verlegte aber nun seine Residenz nach Breslau, schloß mit Kaiser Alexander I., welchen Freiherr vom Stein für den Plan der Befreiung Deutschlands gewonnen hatte, das Bündnis von Kalisch (28. Februar 1813) und erließ am 17. März den berühmten Aufruf „An mein Volk" zur freiwilligen Bewaffnung gegen Napoleon. Zugleich wurde die Errichtung der Landwehr und des Landsturmes verkündet. Da zeigte sich überall die edelste Begeisterung und Opferwilligkeit für die Befreiung des Vaterlandes. Jünglinge und Männer aus allen Ständen und Bernfskreifen eilten zu den Waffen. Es bildeten sich Freicorps, wie das des Majors Lützow, dem auch der Dichter Theodor Körner angehörte (f 26. Aug. 1813 bei Gadebusch). Zu Ehren der Tapfern stiftete König Friedrich Wilhelm Iii. am 10. März, dem Geburtstage feiner Mutter, der aus Kummer über die Schmach des Landes (am 10. Juli 1810) gestorbenen edlen Königin Luise, den Orden des eisernen Kreuzes mit der Devise „Mit Gott für König und Vaterland".
4. Rasch hatte sich Napoleon ein neues, großes Heer geschaffen und erschien sofort mit einem Teile desselben, meist junger, noch unreifer Mannschaft, in Sachsen. Bei Großgör-schen (südl. von Lützen, 2. Mai 1813), wo Scharnhorst tödlich verwundet wurde, und bei Bautzen (20. Mai) siegte er über die Verbündeten, schloß aber, da er Verstärkung seiner Truppen bedurfte, einen Waffenstillstand (4. Juni bis 10. August 1813).
Nun trat auch England mit Hilfsgeldern, Schweden mit einem Hilfsheere den Verbündeten bei (fünfte Koalition) und endlich auch Österreich, welches am 12. August 1813 an Frankreich den Krieg erklärte.
Napoleon stand bei Dresden; er hatte über 440 000 Mann zu verfügen. Die Verbündeten stellten gegen 490 000 Mann in drei Armeen auf: 1) die Nordarmee, befehligt von dem zweideutig schwankenden Bernadotte, aber auch von dem charakterfesten preußischen General Bülow, der bei Großbeeren (südlich von Berlin, 23. August) das Corps des Marschalls Oudinot besiegte; 2) die schlesische Armee, mit welcher 2>lucher, der „Marschall Vorwärts", über Macdonald den glanzenden Sieg an der Katzbach errang (26. Aug.); 3) die böhmische oder Hauptarmee, bei der sich die drei Monarchen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Alexander_I. Alexander_I. Kalisch Napoleon Theodor_Körner Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon August August Napoleon Bernadotte General_Bülow August Macdonald
Extrahierte Ortsnamen: Tilsit Breslau Deutschlands Gadebusch Sachsen Bautzen England Schweden Frankreich Dresden Berlin
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Schwarzenberg bei Arcis für Aube siegreich; nun rückten die 1814 Verbündeten in gerader Richtung gegen Paris vor, während n. Chr. Napoleon sie vergeblich an den Rhein zu locken suchte. Am^ 30. März erstürmte Blücher den Montmartre und am 31. März ^ank-^ hielten Kaiser^ Alexander und Friedrich Wilhelm Iii. ihren Ein- reich, zug in Paris. Napoleon wurde von feinem eigenen Senatel- Pariser abgefetzt und die Insel Elba ihm als Wohnsitz angewiesen. Im Friede, ersten Pariser Frieden (30. Mai 1814) erhielt Frankreich Ludwig Xviii., den Bruder des Hingerichteten Ludwig Xvi., zum König und die Grenzen vom Jahre 1792.
2. Auf dem Wiener Kongreß von Monarchen und Ge- 1815 sandten wurden die Verhältnisse der europäischen Staaten neu n. Chr. geordnet (1. Novbr. 1814 bis 9. Juni 1815). Die wichtigsten Wiener Bestimmungen des Kongresses sind: Österreich erhält feine Äon9re^ früheren Besitzungen und (für Belgien) das lombardifch-venetia-
nifche Königreich; Preußen: die Provinz Sachsen, die Rheinlande, Westfalen, Posen, Schwedifch-Pommern; Bayern: (für Tirol und Salzburg) Würzburg und Asch aff enburg und den Rheinkreis; Rußland: Warschau als Königreich Polen; Schweden: Norwegen, Dänemark: Lanenbnrg; Hannover wird Königreich und erhält Ostfriesland. Aus Holland und Belgien wird ein Königreich der Niederlande gebildet unter Wilhelm von Oranien (1815—1830). Die Dynastien von Kur-heffeu, Oldenburg, Spanien, Italien werden wiederhergestellt.
Frankfurt und die drei Haufastädte bleiben freie Städte. Die 38 Staaten Deutschlands werden zu einem Deutschen Bund vereinigt mit „dem immerwährenden Bundestag zu Frankfurt a. M. unter Österreichs Vorsitz (1816—1866).
3. Napoleon, von der Uneinigkeit der Glieder des Wiener Kongresses und von der Unzufriedenheit des französischen Volkes mit dem neuen Königtum unterrichtet, beschloß, noch einmal den Kaiferthron zu besteigen. Am 1. März 1815 landete er bei Cannes in der Provence und zog, von Marfchallney empfangen, im Triumphe in Paris als Kaiser ein (20. März). Ludwig Xviii. ging nach Gent. Napoleons Herrschaft währte jedoch nur „hundert Tage".
Die Verbündeten schenkten nämlich feinen Friedensverstchernngen keinen Glauben. In Belgien sammelte sich fofort gegen Napoleon ein englisch-deutsches Heer unter Wellington und ein preußisches unter Blücher. Bei Liguy (16. Juni 1815) wurde zwar Blücher trotz des tapfersten Widerstandes von Napoleon „ geschlagen; aber bei Waterloo und Belle Allianee (18. Juni) 18. Juni, erfocht Wellington, jedoch erst, als ihm noch am späten Abend Schlacht Blücher zu Hilfe kam, einen entscheidenden Sieg. Napoleon ent- 6ei sagte dem Thron zu gunften feines Sohnes; er gedachte nun, Sbaterio°*
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